[:de]Grundlage der Fußarbeit[:]

[:de]Während ich mit Norell die Fußarbeit aufgebaut habe, bin ich immer wieder auf ein Thema gestoßen, welches eigentlich in die Ausbildung eines Pferdes gehört: Die Skala der Ausbildung. (Unter anderem die Artikel in diesem Blog dazu fand ich sehr verständlich erklärt. Meine Zitate stammen auch dorther)

Skala der Ausbildung

Nach dieser Skala sollten junge Pferde ausgebildet werden, um die volle Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit des Pferdes unter dem Reiter zu erreichen. Und auch bei erfahrenen Pferden bleiben alle vorangegangenen Punkte der Skala in jeder weiteren Phase der Ausbildung unverzichtbar.

Was hat die Ausbildung eines Pferdes denn mit der Ausbildung unserer Hunde für die Fußarbeit gemeinsam?

Zunächst einmal natürlich die grundsätzlichen Bewegungsabläufe im Schritt, Trab und Galopp. Zum anderen wird sowohl von den Pferden mit dem Tragen des Reiters eine körperlich anspruchsvolle (unnatürliche) Leistung verlangt, so wie wir in der Fußarbeit eine anspruchsvolle (unnatürliche) Haltung des Hundes wollen.

Um unsere Hunde trotz dieser körperlichen Belastung der Fußarbeit gesund zu erhalten, kann die Skala der Ausbildung durchaus auch Anwendung finden.

Die Basis bildet der Takt und die Losgelassenheit.

„Takt ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß in den drei Grundgangarten.“

Für uns ist zunächst mal nur der Trab wichtig. Trab gilt als Zweitakt bei dem sich die diagonalen Beinpaare jeweils gleichzeitig bewegen.

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Bei Pferden gilt:

„Der Takt muss nicht nur auf gerader Linie, sondern auch in allen Wendungen, Übergängen und Lektionen erhalten bleiben. Entstehen in einer Übung Taktfehler, ist dies immer ein Hinweis darauf, das irgend etwas noch nicht stimmt.“

Diese Aussage kann man sich merken und als Leitsatz über den gesamten Fußarbeits-Aufbau sehen. Der nächste Schritt in der Ausbildung erfolgt immer erst dann, wenn der Hund in der Lage ist, dabei den Takt zu halten.

„Beim jungen Pferd und beim Lösen erfahrener Pferde fördert man den Takt, indem man durch gleichmäßiges Treiben ein bestimmtes Tempo einhält, das dem Pferd leicht fällt. Jedes Pferd hat ein solches natürliches Grundtempo, das es zunächst zu finden und zu festigen gilt, bevor man beginnt, Tempowechsel zu reiten.“

Auch beim Hund wollen wir dieses natürliche Grundtempo im Trab finden und festigen, bevor wir damit beginnen können, den Hund an unser Tempo in der Fußarbeit zu gewöhnen.

Die zweite Stufe der Ausbildungsskala ist die Losgelassenheit. Auch diese lässt sich auf die Bewegung des Hundes übertragen.

„Beim losgelassenen Pferd spannen sich die Muskeln zwanglos und unverkrampft an und ab, es gebraucht seinen Bewegungsapparat also auf ökonomische Weise.“

Bezogen auf unsere Hunde bedeutet dies einen federnden tatkreinen Trab, einen locker schwingenden Rücken und eine locker getragene Rute mit gleichmäßig schwingender Wedelbewegung.

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Anzeichen für fehlende Losgelassenheit sind im Umkehrschluss dann Taktfehler, ein fester Rücken, eine verkrampfte Rutenhaltung oder eine Wedelbewegung, die eine deutliche Seitentendenz aufweist.

Ab dem Punkt der Anlehnung ist es nicht mehr ganz 1:1 zu übertragen, da beim Reiten natürlich immer von einem Reiter auf dem Rücken des Pferdes, von einer Verbindung des Reiters zum Pferd durch Gewichtshilfen und Zügelkontakt (Herantreten des Pferdes an den Zügel) ausgegangen wird.
Vergleichen kann man die Anlehnung vielleicht am Besten mit der Situation, wenn der Hund von Außen ans Bein geholt wird und trotz der Nähe und der damit verbundenen stärkeren Einwirkung durch uns der Takt erhalten bleiben soll. Anlehnung ist hierbei nicht wörtlich zu nehmen – ein Hund, der sich in der Fußarbeit am Bein anlehnt und Kontakt sucht, kann nicht mehr ausbalanciert und frei laufen.

Bis hierhin sind die drei Punkte der Gewöhnungsphase noch recht gut zu übertragen und bilden die Grundlage für einen ausbalanciert im Fuß trabenden Hund.
Die weiteren Punkte der Ausbildungsskala Schwung, Geraderichten und Versammlung liefern interessante Denkanregungen für das Training der Fußarbeit, sind aber nicht so essentiell wie die ersten Bereiche.

Schwung beinhaltet, dass die Energie der Hinterhand-Bewegung gleichmäßig durch den Rücken nach vorne fließt und nach vorne-oben gerichtet ist. Der Hund kann sich mehr aufrichten. Takt und Losgelassenheit bleiben dabei erhalten.

Das Geraderichten ist im Hinblick auf die Fußarbeit noch schwerer zu übertragen. Wichtig finde ich hier vor allem den Gedanken, dass auch unsere Hunde eine bevorzugte Körperseite haben, so wie wir auch Rechts- oder Linkshänder sind. Oft merkt man, dass der Hund sich zu einer Seite deutlich besser biegen und drehen kann als zur anderen Seite. Das Ziel ist hier, eine möglichst ausgegelichene Symmetrie der Seiten zu erreichen. Essentiell für die ausbalancierte Fußarbeit ist dieser Punkt im Regelfall wohl aber nicht, dennoch schaden gymnastizierende Übungen sicher nicht.

Die Versammlung ist die oberste Stufe der Ausbildungsskala, bei der die Pferde mehr Gewicht auf die Hinterhand aufnehmen sollen, wodurch sie vorne freier werden und mit der Hinterhand vermehrt untertreten. Der Schwung bleibt dabei erhalten, zeigt sich aber mehr in einer nach oben gerichteten Bewegung.
Übertragen auf die Fußarbeit lässt sich dieser Punkt auch, wobei die Stärke der gewollten Versammlung stark vom eigenen Geschmack abhängig ist.
In gewissem Maße verlangen wir eine Versammlung von unseren Hunden, wenn wir ein Fußtempo für den Normalschritt wählen, was nicht ihrem natürlichen Trabtempo entspricht. Je mehr der Hund sich uns anpassen muss, desto stärker muss er in die Versammlung gehen, um den Takt und damit die Balance trotzdem aufrecht zu erhalten. In dem Fall wird der Hund auch mit der Vorderhand aktiver werden und die Pfoten stärker nach oben werfen.[:]

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